Schlagwort: Jahreszeiten
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Kastanien
Auf den glatten hellen Wegenliegen sie, verstreut und müde,braun und lächelnd wie ein weicher Mund,voll und glänzend, lieb und rund,hör‘ ich sie wie perlende Etüde. Wie ich eine nehme und in meine Hand sie lege,sanft und zärtelnd wie ein kleines Kind, denk‘ ich an den Baum und an den Wind,wie er leise durch die Blätter…
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Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;schenk ein den Wein, den holden!Wir wollen uns den grauen Tagvergolden, ja vergolden! Und geht es draußen noch so toll, unchristlich oder christlich, ist doch die Welt, die schöne Welt, so gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz – stoß an und lass es klingen!Wir wissen’s doch, ein…
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Herr von Ribbeck
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,ein Birnbaum in seinem Garten stand,und kam die goldne Herbsteszeitund die Birnen leuchteten weit und breit,da stopfte, wenn′ s Mittag vom Turme scholl,der von Ribbeck sich beide Taschen voll,und kam in Pantinen ein Junge daher,so rief er: „Junge, wiste ′ ne Beer?“Und kam ein Mädchen, so rief er: „Lütt…
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Das Laub fällt von den Bäumen
Das Laub fällt von den Bäumen,das zarte Sommerlaub,das Leben mit seinen Träumenzerfällt in Asch‘ und Staub. Die Vöglein traulich sangen,wie schweigt der Wald jetzt still!Die Lieb‘ ist fortgegangen,kein Vöglein singen will. Die Liebe kehrt wohl wiederIm künft’gen lieben Jahrund alles tönt dann wieder,was hier verklungen war. Der Winter sei willkommen,sein Kleid ist rein und neu,den…
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Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält, denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl…
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Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,der Herbst, der reiche, zog ins Land.Nun weben all die guten Spinnenso manches feine Festgewand. Sie weben zu des Tages Feiermit kunstgeübtem Hinterbeinganz allerliebste Elfenschleierals Schmuck für Wiese, Flur und Hain. Ja, tausend Silberfäden geben dem Winde sie zum leichten Spiel,die ziehen sanft dahin und schwebenans unbewusst bestimmte Ziel. Sie…
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Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt.Noch träumen Wald und Wiesen:Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,den blauen Himmel unverstellt,herbstkräftig die gedämpfte Weltin warmem Golde fließen. Eduard Mörike
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Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;gib ihnen noch zwei südlichere Tagedränge sie zur Vollendung hin und jagedie letzte Süße in den schwere Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.Wer jetzt…
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Der September
Das ist ein Abschied mit Standartenaus Pflaumenblau und Apfelgrün.Goldlack und Astern flaggt der Garten,und tausend Königskerzen glüh’n. Das ist ein Abschied mit Posaunen,mit Erntedank und Bauernball.Kuhglockenläutend zieh’n die braunenund bunten Herden in den Stall. Das ist ein Abschied mit Gerüchenaus einer fast vergessenen Welt.Mus und Gelee kocht in den Küchen.Kartoffelfeuer qualmt im Feld. Das ist…