Schlagwort: Gedicht
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Kastanien
Auf den glatten hellen Wegenliegen sie, verstreut und müde,braun und lächelnd wie ein weicher Mund,voll und glänzend, lieb und rund,hör‘ ich sie wie perlende Etüde. Wie ich eine nehme und in meine Hand sie lege,sanft und zärtelnd wie ein kleines Kind, denk‘ ich an den Baum und an den Wind,wie er leise durch die Blätter…
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Erntedank
Erde, die uns dies gebracht,Sonne, die es reif gemacht.Liebe Sonne, liebe Erde,euer nie vergessen werde. Wir haben volle Tellerund voll sind Scheun‘ und Keller,wir leiden keine Not. Gesichert ist das Brot,die Äpfel sind knallrotund auch der süße Weinlief rein ins Fass hinein. Die Ernt‘ ist geborgen,wir haben keine Sorgen, drum sei heut Dank gebracht,Sonne, die…
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Eberesche
Vogelbeere • Sorbus aucuparia andere Namen: Drosselbeere, Quitsche Familie: RosengewächseGattung: Mehlbeere Wissenswertes: Inhalts-/Wirkstoffe: viele Vitamine (v.a. Vitamin C), organische Säuren, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Sorbit, Parasorbinsäure, Zucker Wirkung: regt Galle an, abführend, entgiftend Anwendung: als Mus bei Appetitlosigkeit und Magenverstimmung Hinweis: die in rohen Vogelbeeren enthaltene Parasorbinsäure kann zu leichten Vergiftungen führen; durch Kochen oder…
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Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;schenk ein den Wein, den holden!Wir wollen uns den grauen Tagvergolden, ja vergolden! Und geht es draußen noch so toll, unchristlich oder christlich, ist doch die Welt, die schöne Welt, so gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz – stoß an und lass es klingen!Wir wissen’s doch, ein…
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Herr von Ribbeck
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,ein Birnbaum in seinem Garten stand,und kam die goldne Herbsteszeitund die Birnen leuchteten weit und breit,da stopfte, wenn′ s Mittag vom Turme scholl,der von Ribbeck sich beide Taschen voll,und kam in Pantinen ein Junge daher,so rief er: „Junge, wiste ′ ne Beer?“Und kam ein Mädchen, so rief er: „Lütt…
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Das Laub fällt von den Bäumen
Das Laub fällt von den Bäumen,das zarte Sommerlaub,das Leben mit seinen Träumenzerfällt in Asch‘ und Staub. Die Vöglein traulich sangen,wie schweigt der Wald jetzt still!Die Lieb‘ ist fortgegangen,kein Vöglein singen will. Die Liebe kehrt wohl wiederIm künft’gen lieben Jahrund alles tönt dann wieder,was hier verklungen war. Der Winter sei willkommen,sein Kleid ist rein und neu,den…
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Wachsende Ringe
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,die sich über die Dinge zieh’n.Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,und ich kreise jahrtausendelang;und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang. Rainer Maria Rilke
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Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält, denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl…
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Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,der Herbst, der reiche, zog ins Land.Nun weben all die guten Spinnenso manches feine Festgewand. Sie weben zu des Tages Feiermit kunstgeübtem Hinterbeinganz allerliebste Elfenschleierals Schmuck für Wiese, Flur und Hain. Ja, tausend Silberfäden geben dem Winde sie zum leichten Spiel,die ziehen sanft dahin und schwebenans unbewusst bestimmte Ziel. Sie…
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Der Wanderer
Des Fremdlings Abendlied Ich komme vom Gebirge herDie Dämm’rung liegt auf Wald und Meer;Ich schaue nach dem AbendsternDie Heimath ist so fern, so fern. Es spannt die Nacht ihr blaues ZeltHoch über Gottes weite Welt,Die Welt so voll und ich allein,Die Welt so groß und ich so klein. Sie wohnen unten Haus bei Haus,Und gehen…